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Hexen und die neue Weiblichkeit

Hexe Weiblichkeit Frau

Die Geschichte der Hexen ist lang. Wenn wir einen Blick in die Vergangenheit werfen, werden wir eine Sache schnell feststellen: es gab sie immer und zu jeder Zeit. Vielleicht nicht immer unter dem Begriff Hexe. So waren es zuerst Schamanen oder Priester (zum Beispiel in Tempelanlagen, wie es sie in Ägypten oder Rom gab). Sie standen in enger Verbindung zu den Göttern und konnten mit diesen kommunizieren. Sie konnten zwischen den Welten wechseln. Dabei waren es nicht nur Männer, denn es gab auch Priesterinnen und Schamaninnen. Allerdings waren sie alle zu dieser Zeit hoch angesehen. Sie wurden sogar von Herrschern um Rat gefragt. Denken wir nur einmal an das Orakel von Delphi. Hier war es die Seherin Pythia, die einen Blick in die Zukunft warf. Erst später mit der Entstehung des Christentums wurden diese Menschen verteufelt. Es wurde verboten Magie auszuüben oder den alten Göttern zu opfern. Aus den angesehenen Priestern und Schamanen wurden teuflische Hexen. Die heidnischen Götter selbst wurden zu Teufeln. Hexerei war nicht nur verboten, es wurde mit dem Tod bestraft. Das dunkle Kapitel der Hexenverfolgung hatte begonnen. 

In den Köpfen der Menschen wurde die Angst vor Dämonen eingepflanzt. Missernten, Krankheiten und Hungersnöte wurden ihnen zugeschrieben. Für alles Schlechte wurden die Hexen verantwortlich gemacht. Und wer erst einmal in den Fängen der Inquisition gelandet war hatte kaum eine Chance. Die meisten Verurteilten gestanden alles unter der Folter. Zwar gab es auch viele Männer, die wegen Hexerei verurteilt wurden, aber die Zahl der Frauen lag deutlich höher. Vielleicht waren sie leichte Opfer. Viele standen etwas am Rande der Gesellschaft, Heilerinnen und Hebammen, aber auch kräuterkundige Frauen. Oftmals auch alte Frauen, die allein lebten. Oder Frauen, deren Geist zu frei war.  

In unserer westliche Welt hat sich das Bild der Hexe so eingeprägt, wie wir sie aus den Märchen kennen. Sie ist alt und hässlich. Hat einen Buckel und eine schwarze Katze auf der Schulter. Oft hat sie eine krumme Nase und sie frisst kleine Kinder. Dieses Bild hat sehr lange Zeit die Gedanken der Menschen beherrscht. Dabei ist das lange nicht überall so. Fähigkeiten, die bei uns verachtet oder belächelt werden, haben in anderen Gesellschaften noch immer einen wichtigen Stellenwert. Zwar ist der Begriff Hexe oft negativ belegt, aber gerade in Indien ist es völlig normal, das die Menschen mit ihren Göttern kommunizieren. Und auch das es viele Götter gibt. Meditationen gehören dort zum Alltag. Und auch in Afrika ist der Glaube an Götter und Geister durchaus normal. In Sibirien werden noch heute Schamanen für die verschiedensten Belange aufgesucht ohne das man dafür belächelt oder verspottet wird. 

Der Westen, der sich ja gern als sehr überlegen und fortschrittlich betrachtet, hat da sicher etwas Nachholbedarf. 

Aber auch hier tut sich langsam etwas. Immer mehr Menschen wenden sich wieder der Natur und ihrem Rhythmus zu. Dabei sind die Auffassungen heute sehr verschieden. Es werden wieder Jahreskreisfeste gefeiert, die Natur steht im Mittelpunkt. Manche Hexen arbeiten mit dem Mond, andere überhaupt nicht. Kartenlegen, Rituale oder auch Runen, es gibt so viele Möglichkeiten und jeder Mensch kann ganz individuell arbeiten. Aber sehr wichtig ist vor allem eines, immer mehr Menschen spüren wieder die Energien. Sie leben mit der Natur und dem Mond. Die alten Götter kehren langsam zurück. Dabei ist es nicht wichtig, wie wir uns bezeichnen. Aber eines steht fest, auch wenn der Begriff Hexe heute noch von einigen Menschen als negativ angesehen wird, die Hexen von heute geben sich diesen Namen von selbst. Sie tragen ihn mit hoch erhobenen Kopf und sind stolz darauf. Die Frauen, die so viele Generationen über ihre Weiblichkeit unterdrücken mussten, stehen nun dazu. Sie sind eins mit der Natur. Sie wissen, dass sie sich nicht für ihren Körper oder ihr Denken verstecken müssen, sondern können es frei leben. Auch wenn es in der Gesellschaft noch immer Menschen gibt, die damit ein Problem haben. Kristalle, Kräuter und Energiearbeit in vielen Formen werden immer beliebter. Und auch das Verständnis für die Natur nimmt zu.